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Internet Message Format
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1996-08-06
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5KB
Path: chico.franken.de!usenet
From: tom@hotstep.franken.de (Thomas Steinberg)
Newsgroups: de.comm.isdn
Subject: Hallo Datenreisender...
Date: Tue, 16 Jan 1996 22:34:02 GMT
Organization: University of Erlangen-Nuernberg
Message-ID: <30fc24f9.106829@chico.franken.de>
Reply-To: tom@hotstep.franken.de
NNTP-Posting-Host: hotstep.franken.de
X-Newsreader: Forte Agent .99c/16.141
"Hallo Datenreisender, sind Sie schon in den Genuss Ihrer
ersten Telefonrechnung 1996 gekommen, nein? Dann kann ich
fuer Sie nur hoffen, dass Sie nicht alles Weihnachtsgeld
fuer das froehliche Fest verpulvert haben, sonst muessen Sie
fuer Ihre Januarrechnung womoeglich noch einen Kredit
aufnehmen. Auf jeden Fall sollten Sie sich einen sicheren
Sitzplatz suchen, bevor Sie die erste frohe Botschaft 96 der
Telekom oeffnen, da kann ganz schoen 'was auf Sie zukommen.
Die Gebuehrenreform 1996 soll, laut unserem
Kommunikationsmonopolisten, das Telefonieren billiger
machen, zumindest bei Ferngespraechen. Bei naeherem Hinsehen
faellt leider auf, dass die Reform in erster Linie dazu
gedacht ist, Mitglieder von Online-Diensten und Mailboxen zu
schroepfen. Als der Boom der Datenfernuebertragung begann,
rieb man sich bei der Telekom noch die Haende: Toll, eine
zusaetzliche Einnahmequelle. Fuer den Datentransfer bei 300
bis 2.400 Bit/s ist man stundenlang online - zur Freude des
Gebuehrenzaehlers. Oder etwa nicht? Die Rechnung geht
irgendwie nicht auf, nutzen doch die meisten Datenreisenden
einen Einwahlknoten im Nahbereich. Mist, an drei Stunden
Datenuebertragung verdient man doch nichts und vor allem in
der Zeit kann unser Teilnehmer nicht aus der Fernzone
angerufen werden und auch selber keine schoenen teuren
Ferngespraeche fuehren. Also schoen, dann machen wir eben
dem Modemnutzer das Leben schweL Mit unsinnigen
Zulassungsvorschriften erschweren wir zusaetzlich den Kauf
eines Modems und schinden noch ein paar Einheiten. Wie sonst
soll man interpretieren, dass lange Zeit Modems mit
Zulassung im Antwortmodus von sich aus abheben mussten
(ATS0=1). Das Antwortkommando (ATA) der Software war
verboten, so dass das Modem auch dann den Ruf entgegennahm,
wenn die Software es eigensich nicht wollte oder abgestuerzt
waL Diese Probleme gehoeren jetzt wenigstens der
Vergangenheit an, nicht aus gutem Willen, sondern eher auf
massiven Druck der EG. Jetzt reicht's der Telekom scheinbar
mit den Online-Heinis - ganz Deutschland haengt zum
Ortstarif im Intenet, Compuserve oder Btx herum und die
Zaehler huepfen nur alle sechs oder 12 Minuten. Ab 96 machen
wir aus dem Slow-Fox der Gebuehrenzaehler erst mal einen
Quick-Step. Ausserdem ist das mit den zwei Tarifzeiten Tag
und Nacht doch viel zu simpel. Jetzt wirdas wild: Sechs
Tarife - so benannt und organisiert, dass keiner weiss, wann
welches Telefonat eigentlich wie teuer ist. Kommt nun der
Daemmerungstarif vor dem Mondfinsternistarif? Gibt es einen
noch billigeren Tarif, wenn Sontag ein Feiertag ist? Zahlen
Atheisten an christlichen Feiertagen den Werktagstarif? Kann
ich meine Freundin um vier Uhr frueh aus dem Bett klingeln,
um Gebuehren zu sparen? Eins ist allerdings bei allen
Tarifen gleich: Ortsgespraeche kosten mehr und das werden
die Nutzer von Online-Diensten als erstes bemerken. Wie
teuer es tatsaechlich werden kann, wird anhand einer kleinen
Hochrechnung deutlich: Als regelmaessiger Intenet- und
Compuserve-Nutzer verbrauche ich im Monat etwa 300 Einheiten
(69,-Mark) fuer die Zugaenge. Rechnet man das in Zeiten bei
einem Verhaeltnis von einem dreiviertel Tag zu einem Viertel
Nacht um, ergibt das 22,5 Stunden Tagtarif zu 15 Stunden
Nachttarif. Rechnet man diese Zeiten nach der neuen
Tarifstruktur in bare Muenze zurueck (22,5 Stunden Tag-, 7,5
Stunden Freizeit- und 7,5 Stunden Mondscheintarif), ergibt
das eine Summe von 143,10 Mark, mehr als das Doppelte. Ein
solcher Aufschlag ist schlicht und ergreifend unverschaemt
und wird sicherlich viele Privatanwender von der
intensiveren Nutzung der neuen Dienste abhalten - Monopol
machts moeglich. Als zweiter Geldquelle kassiert die Telekom
noch dazu bei T-Online, dem Btx mit dem langsamsten und
teuersten Internet-Zugang aller Anbieter, ab. Zwei Jahre vor
der oeffnung des Telekom-Marktes fuer weitere Anbieter setzt
man also in einem letzten Aufbaeumen nochmal so richtig den
Geldsauger an. Jetzt heisst es 24 Monate Zaehne
zusammenbeissen und darauf hoffen, dass die kommende
Konkurrenz den Markt belebt und einen anstaendigen und
zahlbaren Zugang zum Daten-Highway schafft." ast
[OS/2 Inside 2/96, S. 98]
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| Thomas Steinberg tsteinb@hotstep.franken.de |
| Nuernberg voice: *49-911-332266 |
| Germany fax: *49-911-3938368 |
| http://www.franken.de/users/hotstep/tsteinb/index.html |
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